4. Vom Leben in einem Kriegsgefangenenlager
Die Mehrzweckhalle war der zentrale Ort im Kriegsgefangenenlager, an dem die kulturellen Bedürfnisse der Gefangenen gelebt werden konnten. So befand sich in ihm eine Bühne, darüber eine Estrade, auf der Musiker Platz nehmen konnten. Bei Theater- oder Choraufführungen ließen sich die lehnenlosen Bänke als Sitzreihen für Zuschauer ebenso nutzen wie als Kirchenbänke mit Blick auf den Altar bei einem Gottesdienst. Weiterhin fand die Halle als Versammlungsort und als Lese- und Wärmestube ihre Verwendung.
Von zentraler Bedeutung waren im Sinne einer geistlichen Betreuung und der Ermöglichung der Aufrechterhaltung von Traditionen die in der Mehrzweckhalle veranstalteten Gottesdienste. |
Vor allem fanden hier evangelische Gottesdienste für die Wachmannschaften, aber auch für protestantische Gefangene statt. Katholiken wurde erlaubt, an Sonn- und Feiertagen die zivile katholische Kirche in Frankfurt (Oder) zu besuchen. Rabbiner betreuten die Kriegsgefangenen mosaischen Glaubens und waren für die seelsorgerische Tätigkeit zuständig. Auch orthodoxe Gottesdienste für die große Mehrheit der kriegsgefangenen Russen gab es im Lager. Wie oft diese orthodoxen Gottesdienste in der kleinen Mehrzweckhalle begangen wurden, ist fraglich. Die meisten der orthodoxen Messen wurden unter freiem Himmel abgehalten. Da aber außer Frage steht, dass in der Halle zahlreiche Gottesdienste stattfanden, ist ihre landläufige Bezeichnung als Kirche nicht falsch.
Für die zahlreichen Kranken standen zwei Lazarette zur Behandlung zur Verfügung. Bei der Behandlung wurde auch auf mehrere russische kriegsgefangene Ärzte zurückgegriffen. Bedingt durch die allgegenwärtige Präsenz des Todes, machten Beerdigungen einen wichtigen Bestandteil der geistlichen Seelsorge aus. So gehörte zum Lager auch ein Friedhof. Verstorbene sollten dabei nach dem Ritus ihrer jeweiligen Religion und unter militärischen Ehrenbezeugungen beerdigt werden.
Für die zahlreichen Kranken standen zwei Lazarette zur Behandlung zur Verfügung. Bei der Behandlung wurde auch auf mehrere russische kriegsgefangene Ärzte zurückgegriffen. Bedingt durch die allgegenwärtige Präsenz des Todes, machten Beerdigungen einen wichtigen Bestandteil der geistlichen Seelsorge aus. So gehörte zum Lager auch ein Friedhof. Verstorbene sollten dabei nach dem Ritus ihrer jeweiligen Religion und unter militärischen Ehrenbezeugungen beerdigt werden.