Ausstellung Heilandskapelle
Vom Leben in einem Kriegsgefangenenlager
Zum ersten Mal seit den Feldzügen Napoleons traten im Sommer 1914 die Heere des Deutschen Kaisers und des Russischen Zaren zum Kampf gegeneinander an. Ostpreußen, Polen, Galizien und der Balkan wurden auf vier Jahre zu Schauplätzen großer und verlustreicher Schlachten, in denen Zehntausende von Gefangenen in die Hand des Gegners fielen. Die Kriegsgefangenen wurden gemäß der Haager Konvention im Hinterland ihres Feindes interniert, und so entstand auch in Gronenfelde bei Frankfurt (Oder) ein Lager, das im Jahre 1918 eine Größenordnung von 23.000 Personen erreichte. Zum Vergleich: Die Stadt Frankfurt (Oder) hatte zu dieser Zeit knapp über 68.000 Einwohner. Die mit großem Abstand meisten Internierten waren gefangene Soldaten der kaiserlich russischen Vielvölkerarmee.
Auf Initiative von Institutionen, die in den neutralen Staaten beheimatet waren, errichtete man ab 1915 eine hölzerne Mehrzweckhalle im Lager, die den kulturellen und religiösen Bedürfnissen von Gefangenen und Lagerpersonal diente – es ist dies eben jener Bau, in dem Sie sich befinden. Wichtige Teile der Bau- und Ausstattungsarbeiten übertrug die Lagerverwaltung den Gefangenen selbst, so dass ein überaus eigenwilliges Architekturdenkmal entstand, das durch günstige Umstände bis heute überdauert hat und das auf deutschem Boden seinesgleichen sucht. Die Ausstellung berichtet von der Entstehung des Lagers, vom Alltag der Gefangenen und des Lagerpersonals, auch davon, was dem hölzernen Provisorium Dauerhaftigkeit verlieh. Und sie zeigt, was es im Ersten Weltkrieg bedeutete, Kriegsgefangener aus Russland zu sein. Lassen Sie sich in sechs Stationen durch die Ausstellung führen: |